VERANSTALTUNGEN DER REIHE
PERSONEN - PROJEKTE - PERSPEKTIVEN
Kunst,
Liebe, Freiheit (II)
Thomas Hecken
KUNST/LEBEN/POLITIK:
Interventionen der Situationisten |
XXVI. Veranstaltung der Reihe Personen Projekte Perspektiven
Freitag, den 24.Oktober 2003 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen – Steele
Kunst/Leben/Politik: Interventionen der Situationisten
Nach den Vorträgen zum Surrealismus und zu Georges Bataille wird
sich nun Thomas Hecken
in seinem Vortrag mit dem Wechselspiel kunsttheoretischer, radikal
politischer und alltags- praktischer Positionen, Vorschläge und Experimente
der Situationisten befassen.
Die Position der letzteren vertrat besonders pointiert Guy Debord,
wenn er feststellt:
Die Konstruktion von Situationen beginnt jenseits des modernen Zusammenbruchs
des Begriffs des Spektakels. Es ist leicht zu sehen, wie sehr gerade
das Prinzip des Spektakels
– die Nichteinmischung – mit der Entfremdung der alten Welt verknüpft
ist. (...)
Unser Hauptgedanke ist der einer Konstruktion von Situationen – d.h.
der konkreten Konstruktion kurzfristiger Lebensumgebungen und ihrer Umgestaltung
in eine höhere Qualität der Leidenschaft.
Wir müssen eine geordnete Intervention in die komplizierten Faktoren
zweier großer, sich ständig gegenseitig beeinflussender Komponenten
durchführen: die materielle Ausstattung des Lebens und Verhaltensweisen,
die diese Ausstattung hervorbringt und durch die sie erschüttert wird.
In ihrer letzten Entwicklungsstufe führen unsere Perspektiven, auf
die Ausstattung einzuwirken, zum Konzept eines unitären Urbanismus.
Der unitäre Urbanismus läßt sich erstens als die Anwendung
aller Kunstrichtungen und Techniken definieren, die für eine Komposition
des Milieus zusammenwirken. Diese Gesamtheit ist unendlich breiter als
die alte Herrschaft der Architektur über die traditionellen Kunstrichtungen
oder die gegenwärtige Anwendung von spezialisierten Techniken oder
wissenschaftlichen Untersuchungen wie z.B. der Ökologie auf den anarchischen
Urbanismus.
Der unitäre Urbanismus wird z.B. sowohl die klangliche Umwelt
als auch die Verteilung der verschiedensten Getränke- oder Essensarten
beherrschen. Er wird das Erfinden von neuen Formen
sowie der Zweckentfremdung der bekannten Formen der Architektur und
des Urbanismus umfassen – und gleichfalls die Zweckentfremdung der alten
Poesie und des alten Films. Die integrale Kunst, von der so viel gesprochen
wurde, konnte nur auf der Ebene des Urbanismus verwirklicht werden. Sie
kann allerdings keiner traditionellen Definition der Ästhetik mehr
entsprechen. (...)
Unser Einwirken auf das Verhalten, das in Verbindung mit den anderen,
wünschenswerten Aspekten einer Revolution der Lebensgewohnheiten steht,
kann zusammenfassend als die Intervention von Spielen neuer Art definiert
werden. Das allgemeinste Ziel muß die Erweiterung des nicht mittelmäßigen
Teils des Lebens einerseits und die möglichst weitgehende Verringerung
der leeren Augenblicke anderseits sein. Man kann unser Einwirken
auf das Verhalten also als das Unternehmen einer quantitativen Steigerung
des menschlichen Lebens ansehen, das ernstzunehmender ist als die zur Zeit
erforschten biologischen Verfahren. (...)
Paris 1957
Von Thomas Hecken erhoffen wir uns vor allem Hinweise darauf, was an
den Vorschlägen der Situationisten seine Aktualität bewahrt hat
und was sozusagen nur noch von kunst- und ideengeschichtlichem Interesse
ist.
Thomas Hecken, Dr. phil., geb. 1964, unterrichtet Literaturwissenschaft
an der Ruhr-Universität Bochum. Veröffentlichungen: "Gestalten
des Eros. Die schöne Literatur
und der sexuelle Akt", Opladen 1997; "Der Reiz des Trivialen. Künstler,
Intellektuelle
und die Popkultur", Opladen 1997 (Hrsg.); "Nutzen und Klarheit. Anglo-amerikanische
Ästhetik im 20. Jahrhundert“, Paderborn 2002 (als Hrsg. zusammen
mit Axel Spree).
Jürgen Link
Für eine Kulturwissenschaft,
die Kulturrevolution kennt |
XXV. Veranstaltung der Reihe Personen Projekte Perspektiven
Samstag, den 19. Juli 2003 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele
Für eine Kulturwissenschaft, die Kulturrevolution kennt.
Während sich sowohl "in Übersee" wie
"zuhause" die Ereignisse überstürzen , die den Beginn
des 21. Jahrhunderst zum tiefsten historischen Einschnitt seit 1945
machen könnten, geht die Enthistorisierung des öffentlichen und
privaten Bewußtsseins lustig weiter. Während man uns droht mit
"Schluß mit lustig", boomt allein die geschichtsvergessene Spaßgesellschaft
weiter. Welche Rolle spielt in diesem Kontext die "kulturwisssenschaftliche
Wende"? Ob unter "kulturwissenschaftlicher Erweiterung" und "cultural studies"
eher die Erweiterung um Pop und Spaßmedien verstanden wird oder eher
die ethnographische Erweiterung – auch hier sieht es so aus, als ob die
Enthistorisierung längst gesiegt hätte und als ob die Berücksichtigung
sozialer Konflikte hoffnungslos "alt aussähe". Jedenfalls ist allen
gängigen Paradigmen von Kultur- wissenschaft gemeinsam, daß
sie so etwas wie Kulturrevolution nicht kennen.
Als Alternative zu diesem status quo soll hier ein diskurstheoretisches
Konzept von Kulturwissenschaft vorgeschlagen werden, bei dem "Kultur" als
die Gesamtheit der Interdiskurse aufgefaßt wird. "Interdiskurse"
sind solche Diskurse, die nicht bloß von Experten verstanden werden
können. Bekannte Beispiele: Populärwissenschaft, Populärphilosophie,
Medienwissen – und eben Literatur und Kunst. In Interdiskursen werden ganz
verschiedene Spielarten von Wissen (z.B. etwas Biologie, etwas Wirtschaft,
etwas Technik...) allgemeinverständlich vereinigt.
Man kann es sich am Beispiel Internet verdeutlichen, wo ebenfalls Wissen
der verschiedensten Art zusammengebracht wird – nur daß Interdiskurse
wirklich integrieren und nicht bloß aufhäufen.
Also geht die Enthistorisierung aufs Konto unserer Interdiskurse, vor
allem unserer Mediendiskurse. Also heißt "Kulturrevolution" nichts
anderes als andere, alternative Interdiskurse, die allgemeinverständliches
Wissen anders auswählen und anders integrieren.
Konkret geht es also um den enthistorisierenden Effekt der aktuell
dominanten Interdiskurse
Mediounterhaltung und Mediopolitik, die die Opfer der "Reformen" in
die beispiellose Ohnmacht eines geschichtsvergessenen betäubten Bewußtseins
bugsieren. Diese Opfer der "Reformen" sind keineswegs einverstanden,
aber sprachlos, konkret: interdiskurslos.
Das wird am konkreten Beispiel der "Bildzeitung" illustriert.
Am Schluß wird gefragt: Wie könnten denn kulturrevolutionäre
Fluchtlinien aussehen, die in ein "neues historisches Bewußtsein"
münden könnten, wodurch wir den unerhörten Moment "2001
plus x" begreifen lernen und auf seine Höhe kommen könnten ?
Auf der Basis einer gezielt anachronistischen Lektüre von Hölderlins
Fragment "Das nächste Beste" wird angeregt, "historisch-operative
Simulationen im prognostischen Nahbereich" auszuprobieren.
Es gibt auch ein konkretes Beispiel.
Jürgen Link, Professor für Literaturwissenschaft (und
Diskurstheorie) an der Universität Dortmund. Forschungsschwerpunkte:
struktural-funktionale Interdiskurstheorie; Kollektivsymbolik; Normalismustheorie;
literarhistorisch: Lyrik; Hölderlin und die 'andere Klassik';
Brecht und die 'klassische Moderne'. Einige Publikationen: Literaturwissenschaftliche
Grundbegriffe, München (Fink) 1983; (mit Wulf Wülfing Hrsg.)
Nationale Mythen und Symbole, Stuttgart (Klett-Cotta) 1991; Versuch über
den Normalismus, Opladen (Westdeutscher Verlag) 1996,2.Auflage 1999; Hölderlin-Rousseau:
Inventive Rückkehr, Opladen (Westdeutscher Verlag) 1999; (Mitherausgeber):
kultuRRevolution - zeitschrift für angewandte diskurstheorie, Essen
(Klartext Verlag) 1982ff.; Mitbegründer der Diskurswerkstatt Bochum
(1980ff.)
Rita Bischof
Poetik des Unmöglichen |
Zu der XXIV. Veranstaltung der Reihe Personen Projekte
Perspektiven
Freitag, den 16. Mai 2003 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele
Poetik des Unmöglichen
Kierkegaard hat einen Familienvater imaginiert, der eines Tages vom
gemeinsamen Tisch aufspringt, das Fenster aufreißt und in die Worte
ausbricht: „Mögliches, oder ich ersticke!“
Auch Robert Musil hat in seinem Roman „Mann ohne Eigenschaften“ den
Möglichkeitssinn emphatisiert, um ihn dem Wirklichkeitssinn entgegenzusetzen,
und er hat daran die Erfahrung dessen geknüpft, was er den "anderen
Zustand" nennt. Doch kann die Wendung zu einer Art aufgeklärten Mystik
nicht darüber hinwegtäuschen, dass der eigentliche Schrei des
modernen Denkens bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts dem Unmöglichen
gilt, dessen Begriff in der Folge noch einmal gründlich revidiert
und gegenüber der philosophischen Tradition wesentlich erweitert wird.
In der Tat scheint der Begriff des Unmöglichen wie kein anderer das
Spezifische des modernen Diskurses zu bezeichnen, obwohl er eher die Grenze
dieses Diskurses markiert. Und zu Recht hat Emmanuel Tibloux vor kurzem
in einem Artikel für die „Temps Modernes“ Bataille als den eigentlichen
Denker des Unmöglichen charakterisiert. Bataille hat diesen Begriff
am Vorabend des Zweiten Weltkriegs aktualisiert, um mit ihm eine Wirklichkeit
zu bezeichnen, die sich dem diskursiven Denken entzieht, ja, die es nach
herkömmlicher Logik gar nicht gibt, die aber wie keine andere geeignet
ist, die moderne „Condition humaine“ zum Ausdruck zu bringen. Und er hat
damit auf eine Reihe anderer französischer Denker eingewirkt, die
den Begriff aufnahmen und zumindest partiell umformulierten. Ich erinnere
an Jacques Lacan, der das Unmögliche – das unstillbare weibliche Verlangen
– als das Reale und das Reale als das Psychische bestimmte, oder an Jacques
Derrida, der seine Grußadresse an die Generalstände der Psychoanalyse
aus Anlaß des hundertsten Geburtstages der Traumdeutung ganz ausdrücklich
ins Zeichen dieses Begriffs gestellt, dabei aber vor allem seine politische
Dimension unterstrichen hat, eine Dimension, die er ebenfalls durch Bataille
erhalten hat. Schon daraus erhellt sich, dass der moderne Begriff des Unmöglichen
ein vielfach schillernder ist: er besitzt eine existentielle (oder negativ
ontologische), eine psychologische und eine politische Dimension; er formuliert
aber auch und vor allem ein Sprachproblem und darin behauptet und vertieft
sich seine genuin poetische Dimension, die bereits Aristoteles an ihm hervorhob.
Wer aber über das Unmögliche spricht, unternimmt stets selbst
etwas Unmögliches. Und daher werde ich nicht nur den surrealistischen
Begriff des Wunderbaren und die tragische Erfahrung des Erotischen bei
Bataille als genuine Formen des modernen Unmöglichen erweisen, sondern
von ihnen ausgehend auch versuchen, die Umrisse einer neuen Poetik, eben
einer Poetik des Unmöglichen, zu zeichnen.
Rita Bischof, Dr. phil. habil, Privatdozentin. Studium der Allgemeinen
und Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Philosophie und der Soziologie
in Frankfurt/M., Marburg und Berlin:
Forschungsaufenthalte in Paris und Florenz. Zahlreiche Veröffentlichungen
auf den Gebieten der Ästhetik, der vergleichenden Kulturwissenschaft
und der Theorie der Moderne, u.a. über Walter Benjamin, Georges Bataille,
André Breton, Elias Canetti, Theodor Lessing; sowie auf dem Gebiet
der modernen Kunst u.a. über Alberto Giacometti, Marcel Duchamp, Salvador
Dali, Hannah Höch, Meret Oppenheim und Toyen. Zuletzt 'Verwüstete
Sprache, beschädigte Bilder, verwaltete Kunst' in der Zeitschrift
Herzattacke. Buchveröffentlichungen: Souveränität und Subversion.
Georges Batailles Theorie der Moderne, München 1984; Toyen. Das malerische
Werk, Frankfurt/M. 1987; Teleskopagen, wahlweise. Der literarische Surrealismus
und das Bild, Frankfurt/M. 2001; außerdem als Künstlerbuch in
der Edition Maldoror, Lazare meets Orpheus, oder: Die Wunder der Relativität,
Berlin 1999. In Vorbereitung: Der unmögliche Mythos der Moderne. Georges
Bataille im intellektuellen Kräftefeld der dreißiger und vierziger
Jahre (erscheint voraussichtlich Frühjahr 2004).
Lehrt z.Z. Literaturwissenschaft an der Universität Hannover.
KUNST - LIEBE - FREIHEIT (I)
Katharina Sykora
Die Muschel schnappt zu...
Über surrealistische Prinzipien in den Filmen von Germaine
Dulac |
XXIII. Veranstaltung der Reihe Personen Projekte Perspektiven
Freitag, den 14. Februar 2003 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele
Die Muschel schnappt zu...
Germaine Dulac ist heute nur noch Spezialisten der Filmgeschichte ein
Begriff, obwohl sie in der Frühzeit des Kinos zwanzig Jahre lang das
französische Filmschaffen entscheidend mit geprägt hat. Von 1916
bis 1936 umfasste ihre Tätigkeit die Konzeption und Herstellung von
Kurzfilmen und mehrteiligen Episodenfilmen, von erzählenden Spielfilmen
und abstrakten Experimentalfilmen. Sie war zudem Mitbegründerin der
Filmclub-Bewegung, verfasste programmatische Texte zum Film und hielt unermüdlich
Vorträge über das neueste Medium des frühen 20. Jahrhunderts.
Ihr bekanntester Film ist La Coquille et le Clergyman
(Die Muschel und der Kleriker) von 1927, dessen Drehbuch Antonin Artaud
schrieb und der als „erster surrealistischer Film” gilt. Er wird zu sehen
sein und im Zentrum meiner Überlegungen über surrealistische
Kategorien der Ersetzung, der Kollision, des Zufalls und des Witzes bei
Dulac stehen. Es fragt sich also: Was macht der Kirchenmann mit seiner
Muschel, oder sie mit ihm, oder das Kino mit beiden...
Katharina Sykora ist Professorin für Kunstgeschichte
des 19. und 20. Jahrhunderts an der Hochschule für Bildende Künste
Braunschweig. Forschungsschwerpunkte sind der mediale Vergleich zwischen
Malerei, Fotografie und Film sowie Konstruktionen von Männlichkeit
und Weiblichkeit in den visuellen Künsten.
Buchpublikationen:
Körperproduktionen. Über die Artifizialität der Geschlechter
(mit Alexandra Karentzos und Birgit Käufer), Marburg 2002; Unheimliche
Paarungen. Androidenfaszination und Geschlecht in der Fotografie, Köln
1999; PuppenKörperAutomaten. Phantasmen der Moderne (mit Pia Müller-Tamm),
Ausstellungskatalog der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf,
Köln 1999. Demnächst erscheinen: Was ist ein Künstler? Das
Subjekt der modernen Kunst (mit Martin Hellmold, Sabine Kampmann, Ralph
Lindner), München 2003; As You Desire Me. Das Porträt im Film,
Köln 2003; Ein Bild von einem Mann. Ludwig II. von Bayern. Konstruktion
und Rezeption eines Mythos, Frankfurt/Main u.a. 2003.
Wolfgang Beilenhoff
Das magische Auge: Filmischer Surrealismus aus Prag |
XXII. Veranstaltung der Reihe Personen Projekte Perspektiven
Freitag, den 13. Dezember 2002 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele
Das magische Auge
Filmischer Surrealismus aus Prag
In Ergänzung der von Werner Spies organisierten Ausstellung 'La
Révolution surréaliste' im Pariser Centre Pompidou, die anschließend
in der Kunstsammlung NRW unter dem Titel 'Surrealismus 1919-1944.
Dali, Max Ernst, Magritte, Miro, Picasso ...' zu sehen war, wird am Abend
mit Wolfgang Beilenhoff Gelegenheit bestehen, surrealistische Filme aus
dem Prag der 30er Jahre zu sehen. Es wird auch um den Kontext dieser filmischen
Produktion gehen, das heißt, um die avanciertesten Positionen der
damaligen künstlerischen Avantgarde in Prag: der Gruppe Dev?tsil,
deren Mitgründer Karel Teige im Mai 1924 das erste Manifest des Poetismus
herausbrachte, sechs Monate also vor Erscheinen des Ersten Manifestes des
Surrealismus von André Breton in Paris.
Die Programmatik des Dev?tsil - basierend auf dem Kubismus -
weist zahlreiche Parallelen zu anderen europäischen Avantgarden auf:
dem Futurismus, Dadaismus und Konstruktivismus. Sein Poetismus, der
in der Nachfolge Rimbauds eine 'Poesie für alle fünf Sinne' postuliert,
sieht seine Funktion in der Befreiung, Beförderung und Kultivierung
affektiver und sensibler Potentiale. 1934 gründete sich die surrealistische
Gruppe Prag und 1935 kam es zu einem Zusammenschluß mit den Pariser
Surrealisten durch einen Besuch André Bretons sowie Paul Éluards,
der mit einem gemeinsam verfaßten 'Bulletin international du surréalisme'
besiegelt wird. Die Basis dieses Zusammenschlusses war ihre gemeinsame
politische Haltung gegen den Stalinismus mit seiner Doktrin des sozialistischen
Realismus und ihr stetes Bemühen, der Kunst alle Freiheit zu verschaffen,
damit sie im Leben der Menschen eine Bedeutung erlangt, die einem sogenannt
bürgerlichen Kunstbegriff diametral entgegengesetzt ist.
Doris Schöttler-Boll
Prof. Dr. Wolfgang Beilenhoff
Studium der Slavistik und Filmwissenschaft in Bochum, Prag und Moskau.
Professor für 'Filmwissenschaft' am Institut für Medienwissenschaft
der Ruhr-Universität Bochum.
Gegenwärtig Leiter des Teilprojekts 'Medialität und Körper:
Das Gesicht im Film' am Forschungskolleg 427 'Medien und kulturelle Kommunikation'
(Universität Köln 2002/2004).
Forschungsschwerpunkte: (Neo)formalismus, Semiotik und Kognitionstheorie:
Eine Geschichte der Filmtheorie; Theorie und Geschichte der Avantgarde;
Medienästhetik und Mediendifferenzen: Bild-Schrift-Fotografie; Massenmedium
und Massengesicht.
Publikationen: Wolfgang Beilenhoff/ Martin Heller:'Kartografie des
Populären. Eine Einführung' in: dies. (Hrsg.): 'Das Filmplakat',
Zürich, Berlin, New York 1995; 'Licht-Bild-Gedächtnis', in: Marion
Strunk (Hrsg.): 'Bildergedächtnis/ Gedächtnisbilder', Zürich
1998; 'A film by Robert Frank', in: Ute Eskildsen (Hrsg.): 'HOLD STILL-Keep
Going', Zürich/Berlin/New York 2000; 'Typographie', in W. Fähnders
u.a. (Hrsg.) 'Lexikon der Avantgarde', Stuttgart 2003; 'Formalismus revisited'
(Einleitung), in 'Poetik des Films. Die filmtheoretischen Schriften der
russischen Formalisten und tschechischen Strukturalisten, Kommentar und
Glossar von Wolfgang Beilenhoff, Wien 2003.
bitte vormerken: Freitag, den 14. Februar 2003, 20
Uhr
'Die Muschel schnappt zu ....'. Über surrealistische
Prinzipien bei der Filmpionierin Germaine Dulac. Veranstaltung mit Katharina
Sykora (Professorin an der HfbK Braunschweig).
Niels Werber
Romantik heute |
XXI. Veranstaltung der Reihe Personen Projekte Perspektiven
Freitag, den 8. November 2002 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele
'Romantik heute'
Vor zweihundert Jahren erlebte die Literatur der 'romantischen Liebe'
mit Schlegel ihren Höhepunkt und ihr Ende. Das Konzept der Liebe,
wie der Roman 'Lucinde' es inszeniert, setzte sich weder gesellschaftlich
noch literarisch durch. Umso interessanter ist die Tatsache, dass sich
Autoren der Popliteratur wie Rebecca Casati oder Marc Fischer auf die Romantik
beziehen, um eigene Formen von Liebe und Erotik ironisch oder polemisch
abzugrenzen und so zu konturieren. Vielleicht ist das Erbe der Romantik,
das auch für das Liebeskonzept des Surrealisten André Breton
so wichtig wurde, eine Art Folie, die unverzichtbar ist, um neue Konzepte
intimer Kommunikation zu profilieren. Wenn auch kaum jemand mehr im Verständnis
der Frühromantiker romantisch lieben will, so ist die romantische
Liebe doch sehr lebendig als Kontrastprogramm. Diese Dialektik wäre
an der neuesten Literatur zu belegen.
Niels Werber, geb. 1965 in Freiburg/Breisgau, ist Privatdozent
für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medientheorie. Er war
Gastprofessur am Institut für Komparatistik der Universität Innsbruck
und wird 2002-2003 eine Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft
an der Ruhr-Universität in Bochum vertreten.
Buchpublikationen: Literatur als System , Opladen (Westdeutscher
Verlag) 1992, Beobachtungen der Literatur (mit Gerhard Plumpe),
Opladen (Westdeutscher Verlag) 1995, Kommunikation, Medien, Macht
(mit Rudolf Maresch), Frankfurt a.M. (Suhrkamp Verlag, stw) 1999. Demnächst
erscheinen die Habilitationsschrift
Liebe als Roman (Fink Verlag) sowie der Sammelband Raum.
Wissen. Macht (stw). System- und medientheoretische Aufsätze sowie
zur Literatur um 1800. Regelmäßige Beiträge für den
Merkur, für Soziale Systeme, Telepolis, Literaturen, taz und Frankfurter
Rundschau.
Doris Schöttler-Boll Atelierhaus – Alte Schule –
Äbtissinsteig 6 45276 Essen-Steele
Tel.+Fax 0201/515592 E-mail: Doris.Schoettler-Boll@freenet.de
KUNSTRAUM - ALTE SCHULE - e.V.
Wir danken dem Kulturbüro und der Sparkasse Essen
für die freundliche Unterstützung dieser Veranstaltungsreihe
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