VERANSTALTUNGEN DER REIHE 
PERSONEN   PROJEKTE   PERSPEKTIVEN 
September 1999 - Mai 2001
 
 

PERSONEN  PROJEKTE  PERSPEKTIVEN: 
"Das eine tun, das andere nicht lassen"
 
MAEGDE U. KNECHTE 
Poesie auf Textil
Ina Kurz präsentiert ihre  Arbeiten

XI. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am 11. Mai 2001 um 20 Uhr 
im Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele
 

Maegde und Knechte

Das Projekt  MAEGDE U. KNECHTE etabliert ein Spielfeld innerhalb der deutschen Kultur. Am Anfang waren die T-Shirts mit dem Schriftzug  MAEGDE U. KNECHTE bloß Werbeträger für die  Kurz-Jobvermittlung  gleichen Namens, bis die meisten Anrufer nicht mehr nach Jobs fragten, sondern nur noch nach den T-Shirts. 

Ina Kurz, studierte Theologin, als Konzeptkünstlerin und Dichterin in Hamburg lebend, reagierte zusammen mit ihren Freunden prompt auf diese Nachfrage. Kurz-Waren (von der Kernseife über das T-Shirt bis zum Baby Pop) wurden fortan als Transporter für Poesie eingesetzt.  Dichtung ließ sich für sie nun beliebig reproduzieren und zum Beispiel auf Shirts in alle Welt transportieren. 
 Sie mischen sich ein, die MAEGDE U. KNECHTE mit ihren frechen Statements über unser Elastisches Gewissen oder unsere Geistige Sanität. Die so eingesetzten Shirts verstehen sie nicht als Mode. Es sind neue oder gebrauchte Waren, die einen Inhalt transportieren. “Im Vordergrund steht die Aussage des Shirts nicht die Funktion. Damit wird es zu einem Kunstwerk.“ 

Wie erfolgreich sie damit sind, zeigt, daß auch Stars der Rock- und Popszene von Marius Müller-Westernhagen über Nena bis zum Hamburger Kultrocker Rocko Schamoni  ihre T-Shirts tragen und die Presse  wie auch das TV die Arbeit der MAEGDE U. KNECHTE  rezipiert. 

Über ihre Arbeit, ihre Aktionen, über die Verschmelzung von Poesie und Alltag, Werbung und Politik, wache Gedanken und ihre Resonanz, wird es am Abend des 11.Mai  gehen. 
 
 
REALITY SUPPORT
- der Künstler Matthias Schamp hilft
der Welt auf die Sprünge

X. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am  Freitag, den 6. April 2001 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule -  Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Reality Support

Matthias Schamp versteht sich als Hinweisgeber. Er inszeniert den Blick auf die Dinge. In die Regelwerke des Lebens und die Wahrnehmung des Altvertrauten bringt er Brüche ein, die neue Sichtweisen eröffen. Ob er in die Siegener Kanalisation einen Goethe – Text hineinbrüllt (Gesang der Geister über den Wassern, 2000), mit einem Hubschrauber in einer Schule im Kreis Borken landet, um vor den Augen der versammelten Schülerschar vier leichte Dehnungs- und Lockerungsübungen durchzuführen (Trainingseinheit,1998), zur Erweiterung eines Sendegebiets ein Loch in einen Stuttgarter Berg schaufelte (Radioplastik, 2000) oder zur Schaffung einer Energieskulptur in einem Ort im Münsterland sein Körpergewicht reduziert (Acht Pfund für Freckenhorst, 2000) – die Aktionen und Projekte des in Essen und Bochum lebenden Künstlers sind für Überraschungen gut. Seit 1996 gibt er eine Zeitung für Hunde heraus, die mit Geruchsinstallationen im öffentlichen Raum ihre vierbeinige Leserschaft zu erreichen trachtet (Dogmatic Dog Magazine), in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum der Stadt Münster richtete er eine imaginäre Pommesbude ein (´Mythos Grill´,1998) und mit seinem Aufruf zur 1.“Wir-sind-das-Bild“- Demonstration begründete er 1999 eine Bewegung, die sich in diesem Jahr unter dem Motto ´The movement goes international´ in der “Northern Gallery for Contemporary Art“ im britischen Sunderland sogar internationalisierte. Außerdem schrieb er ein paar Bücher, von denen das letzte, der Western-Roman “Hirntreiben.EEG“, soeben in der Wiener edition selene erschienen ist. 
 

Matthias Schamp wurde 1964 in Bochum geboren und wuchs in Krefeld auf. Nach einem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte an der Bochumer Ruhr-Universität arbeitet er seit 1990 als freischaffender Künstler und Autor. Den Essenern ist er u.a. durch das von ihm konzipierte Projekt “Der Helix-Hochbau, Ereignisse zum erweiterten Kunstbegriff“ bekannt (1995-1996 im Kunsthaus Essen).Soeben wurde er als neuer Stipendiat mit dem Kunstkäfig-Stipendium der Sutter-Unternehmensgruppe bedacht. 
 
 
 
 
Peter Kerschgens
Passion/Gedächtnis: das Kunst-Archiv

IX. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am Freitag, den  3.  November 2000 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Passion/Gedächtnis: das Kunst-Archiv

Peter Kerschgens ist seit mehr als dreißig Jahren fasziniert von der Welt der bildenden Kunst. Mittlerweile ist er 25 Jahre dabei, ein Archiv über zeitgenössische Kunst anzulegen. 
In seinem umfangreichen Privat-Archiv befinden sich neben einer raumgreifenden Bibliothek – die Ausstellungskataloge, Künstlerbücher, Kunstbücher und Periodica umfasst – vor allem schwerpunktmäßig authentische Archivalien, wie Ausstellungseinladungen, Ausstellungsplakate, Faltblätter, sowie Pressebesprechungen und Fotomaterial. Zum Teil erfahren solche Materialien lediglich kurzfristige Beachtung, werden nur selten verwahrt. Ursache dafür könnte der strategische Einsatz solcher zeitgebundenen Drucksachen sein, die oft nur Tagesaktualität besitzen. 
Das Archiv des Peter Kerschgens hat einen anderen Ansatz. Es ist eine Art Mikrokosmos, der die Aktivitäten des offiziellen Kunstmarkts ebenso respektiert und reflektiert wie künstlerische Energien und Aktionen, die an anderen Schauplätzen stattfinden und sich dort entfalten. 
Somit ist dieses private Kunstarchiv eine ideale Ergänzung zu Beständen von Museumsbibliotheken und zur Forschungsarbeit kunsthistorischer Institute und freiberuflicher/angestellter Kunstwissenschaftler. Das Archiv ist eine Fundgrube und ermöglicht, zusätzlich zur üblichen Kunstliteratur ergänzendes Originalmaterial zu sichten, das Hilfestellung beim Verfassen von Ausstellungslisten bietet. 
In unserer von Information durchtränkten Zeit, wo ungenaue Recherche schnell zu falschen Angaben und Aussagen führt, ist ein solches Forschungsinstrumentarium von enormer Bedeutung. Vor allem für denjenigen, 
der gründlich recherchieren möchte. 
Frappierend ist, daß Peter Kerschgens sein Archiv weder mit Computer noch auf Karteikarten erfasst hat und trotzdem aus dem Stegreif Auskunft geben kann, ob es im Bestand Unterlagen zu bestimmten Künstlern gibt. 
Der aktuelle Bestand verdichtet sich bei etwa 2500 internationalen Künstlern. Hinzu kommen tausend weitere Künstler, die auch erfasst sind. Über den tatsächlichen Umfang des zusammengetragenen Materials kann selbst sein Besitzer nur Vermutungen anstellen. 
                                                                                              EDU PERO 2000 
 
 
 
 
Isolde Loock
OLD OAKS MENUE

VIII. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am Freitag, den  9.  Juni 2000 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Old Oaks Menue

Isolde Loock verwöhnt Sie mit einem köstlichen Bild-Text-Menü aus Kunst,Reichtum und Liebe.
Anschließend wird sie um eine milde Gegengabe bitten.
Ein Spiel um Authentizität und Verführung.

Die Künstlerin Isolde Loock hinterfragt Paradigmen wie das künstlerische Einzelgenie in ihren Arbeiten. „Wer sind die AutorInnen meiner Gedanken? Schützt Copyright vor Menschenrecht?“ Sie schreibt „Gebrauchsanleitungen für einen mobilen Kunststoff: STRETCH in Bild und Ton. Kunst als effektiv dehnbarer Begriff.“
In ihren bildnerischen Arbeiten verzerrt sie Gemälde Alter und Neuer Meister bis zur Unkenntlichkeit durch digitale Transformation.

„Die Arbeiten von Isolde Loock erweisen sich als sehr moderne Meisterstücke ...  dieses Zur-Seite-Treten des Betrachters und die extremen Verzerrungen erinnern mich daran, daß wir zunehmend in den Städten mit Dehnungen und Ausschnitten leben und im Weitereilen – gleichsam  aus den Augenwinkeln heraus – Werbeflächen und Hinweisschilder verstehen.“ 
                                                                                     Dr. Frank Eckart, Berlin
 

Isolde Loock studierte Soziologie, Philosophie und Anglistik in Freiburg und Hamburg. Sie arbeitet als freie Künstlerin in Bremen mit Neuen Medien: Video, Videoinstallationen, Foto, Xerographie, Computer, Text.
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland.
Veröffentlichungen: 1982 „Gefangene unseres Blickes“. 1985 „Die Kerze im Fisch“, 1990 „Satzskulpturen“
 
 
 
 
Natalie Binczek
Luhmanns Kunst-Buch und das Beispiel

VII. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am Freitag, den  9.Juni 2000 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Luhmanns Kunst-Buch und das Beispiel

Seinen Text „Die Form der Schrift“ eröffnet Luhmann mit folgender Bemerkung: „Trotz seiner Schwierigkeiten mit ‚Gegenwärtigkeit‘ wird Jacques Derrida hier gegenwärtig sein – hinter und vor den Kulissen.“ Ein solches – gespenstiges – Mitlaufen der dekonstruktiven Referenz, hinter oder vor den Kulissen, soll auch für diesen Vortrag Geltung haben. Doch wird es hier nicht darum gehen, zwei Theoreme gemäß der Logik Systemtheorie versus Dekonstruktion einander gegenüberzustellen, sondern es wird der Versuch unternommen, Luhmanns Kunst-Buch mittels dekonstruktiver Zu/Begriffe zu lesen. 

Luhmann selbst hat Derrida an vielen Stellen explizit aufgerufen. Es stellt sich bisweilen sogar der Eindruck ein, als ob eines der Hauptanliegen der „Kunst der Gesellschaft“ gerade in der Abarbeitung an und in der Auseinandersetzung mit der Dekonstruktion bestünde. Jedoch ist die Ebene der Derrida-Rezeption nur eine Perspektive; eine solche zudem, die nicht besonders weit führt. Denn folgen wir Luhmanns Argumentation, dann müssen wir glauben, daß wir mit dem systemtheoretischen Betrachtungsinstrumentarium stets einen Schritt voraus sind und die Dekonstruktion immer schon hinter uns gelassen haben. Aber wollen wir ihm glauben?  Und gibt es nicht vielleicht einen anderen Zugang zur „Kunst der Gesellschaft“, der deutlich macht, daß sich die Fragen der Dekonstruktion nicht so einfach ad acta legen lassen, sondern vor oder hinter den Kulissen ‚gegenwärtig‘ bleiben? 

Natalie Binczek, wissenschaftliche Assistentin an der Universität-Gesamthochschule Siegen. Diverse Publikationen zu Fragen der Medien- und Literaturtheorie, darunter Bücher: (Hrsg. zus. mit Peter Zimmermann) Eigentlich könnte alles auch anders sein, Köln 1998 und (Hrsg. zus. mit Martin Rass); ‚sie wollen eben sein, was sie sind, nämlich Bilder‘. Anschlüsse an Chris Marker, Würzburg 1999. Ihre Dissertation Im Medium der Schrift. Zum dekonstruktiven Anteil in der Systemtheorie Niklas Luhmanns, München 2000 erscheint demnächst. 
 
 
 
 
Niels Werber
Zweierlei Aufmerksamkeit
Mechanismen der Inszenierung in Kunst, Medien, und Politik

VI. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am Freitag, den  31. März 2000 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Zweierlei Aufmerksamkeit 
Mechanismen der Inszenierung in Kunst, Medien und Politik 

Das Schöne macht seine Betrachter staunen, heißt es bei Platon. Das Kunstwerk hat etwas, das ins Auge fällt, was Betrachtung erzwingt, deshalb staunt der Betrachter bei seinem Anblick. Platon hat keine Gründe dafür angegeben, wann und warum ein Kunstwerk uns staunen läßt. Im Anschluß an die jüngste Debatte um Aufmerksamkeit (vgl. Kunstforum International, Bd. 148, 1999/2000) darf vermutet werden, daß es eine bestimmte soziale oder neuronale Ökonomie ist, die auch für das Staunen über Kunst verantwortlich ist. Aufmerksamkeit gilt als knappe Ressource des neuronalen Systems, das seiner Umwelt daher nur begrenzt Beachtung schenken kann; man kann nicht alles rezipieren, sondern man muß auswählen. Aufmerksamkeit finden also nicht alle Dinge, sonder nur bestimmte. Wann finden Kunstwerke Aufmerksamkeit? Wenn sie neu sind, wenn sie anders sind, haben die Philosophen seit dem 18. Jahrhundert vorgeschlagen. Der Reiz der Neuheit, die Abweichung vom Bekannten und Gewohnten fesselt unsere Aufmerksamkeit. Es scheint, als ob der Gegenstand unter bestimmten Umständen seine Beachtung erzwingt – was allen Annahmen vom interesselosen Wohlgefallen am Schönen bis zur Autonomie des Werks widerspricht. 
Man staunt also darüber, daß etwas Neues in die Welt gekommen ist, dessen Erscheinung uns deshalb fesselt, reizt oder erregt, weil die neuronale Ausstattung des Menschen auf Abweichungen sensibel reagiert. Man könnte entsprechend versucht sein, die Kunstgeschichte als Geschichte der Abweichung vom Alten zu schreiben, denn nur die Innovationen finden Aufmerksamkeit und Beachtung, während die Kopien und Reprisen aus dem Fokus des Interesses verschwinden. 
So einfach ist es aber nicht, denn das völlig Neue kann überhaupt nicht erkannt werden. Ein absolut anderes, total neues Kunstwerk, das keine Vorläufer hätte, würde übersehen werden. Das Neue ist also auf Anteile des Alten angewiesen: man malt abstrakt, aber immer noch auf  Leinwand, man nimmt vorgefertigte Produkte, aber man signiert sie. Das neue Werk ist zugleich immer redundant. Aufmerksamkeit hat also zwei Seiten: Neuheit und Wiederholung. Wer immer Aufmerksamkeit erzeugen will – in der Kunst, in der Werbung, in der Politik, in den Medien – wird mit dieser Differenz arbeiten müssen. Diese Gemeinsamkeit hat bereits dazu geführt, von einer Verschmelzung von Kunst, Medien, Werbung und Politik auszugehen (Rötzer, Franck, Bolz...) In meinem Vortrag soll es statt dessen darum gehen, die Bedingungen der Aufmerksamkeitserzeugung in Kunst, Medien und Politik zu unterscheiden. 

                                                                                                Niels Werber
 

Niels Werber, geb. 1965 in Freiburg/Breisgau, 1993 Promotion, 1994-1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Bochum, ab 1999 Stipendium der DFG zur Förderung einer Habilitation zum Thema Liebe als Roman. Buchpublikationen: Literatur als System (1992), Beobachtungen der Literatur (1995, mit Gerhard Plumpe), Kommunikation, Medien, Macht (1999, mit Rudolf Maresch). System- und medientheoretische Aufsätze sowie zur Literatur um 1800. Regelmäßige Beiträge für Merkur, Soziale Systeme, Telepolis, taz, Tagesanzeiger Zürich und Frankfurter Rundschau. 
 
 
 
 
D. E.  Sattler
Edition  als öffentliche Sache

V. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am Freitag, den  25. Februar 2000 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Edition als öffentliche Sache

Der Herausgeber der historisch-kritischen Hölderlin-Ausgabe (Frankfurter Ausgabe) wird kurz vor dem Erscheinen der lange erwarteten Bände 7/8  'Gesänge'  das erst mit dieser Edition sichtbare Verfahren des Dichters erläutern. Es ist mit dem schon in der jüdischen Kabbala geprägten Begriff vom  'Bruch der Gefässe'  zu benennen.  Ihm steht auf der anderen Seite der Gedanke oder die Hoffnung der Sammlung gegenüber.

Die Inselwelt der späten Entwürfe und Notate Hölderlins erweist sich unter diesem Aspekt als der reale und in dieser Form elaborierte orbis des Gesangs, der jetzt zusammen-zulesen und als zusammenhängendes Ganzes zu restituieren ist.

Gezeigt werden erstmals dokumentarische Neuaufnahmen des Homburger Foliohefts.
 

Dietrich E. Sattler, geb. 1939 in Apolda, lebt in Bremen.
Herausgeber der historisch-kritischen Hölderlin-Ausgabe im Verlag Stroemfeld, Frankfurt.
Essays und Lyrik in Zeitschriften.
Libretti zu Opern von Wolfgang von Schweinitz, Walter Zimmermann und Hans Zender.
Buchpublikationen u.a.  'Bremer Bibel', Neue Bremer Presse 1987-1991.  'Thesen zur Staatenlosigkeit', Neue Bremer Presse 1993
Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg, Kulturförderpreis des Landes Hessen, Ehrengast der Villa Massimo, Rom.
 
 
Gerhard Plumpe
"Alles ist auch anders möglich"
Kunst als System und Umwelt

IV. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am Freitag, den 17. Dezember 1999 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

"Alles ist auch anders möglich" - Kunst als System und als Umwelt

Dass "alles auch anders möglich  ist", mag  eine Erfahrung sein, die die moderne Gesellschaft im allgemeinen akzeptiert, auch wenn immer wieder Versuche sichtbar werden, die Kontingenz der Umstände durch Inszenierung ihrer Unabänderlichkeit unsichtbar werden zu lassen. Für den Bereich der Kunst hingegen war die Zumutung der Kontingenz ihrer Werke lange eine Art Tabu:  Was, wenn nicht das gelungene, große Werk verschaffe der Gesellschaft die Evidenz  des Nicht-anders Möglichen? An einer Symphonie Beethovens möchte man keine Note, an einem Gemälde Picassos keinen Farbton, an einem Roman Flauberts keinen Satz ändern! Oder doch? Und selbst der programmatische Gebrauch, den die Kunst des zwanzigsten  Jahrhunderts von den Effekten des Zufalls machte, hat die Perfektionserwartung kaum irritieren können, die das Publikum an Kunstwerke zu richten gewohnt ist. Könnte es sich aber nicht so verhalten, dass Kunstwerke in Wahrheit  eine raffinierte Allianz von Kontingenz und (nicht anders denkbarer) Perfektion eingehen? Nehmen wir sie als Beobachter nicht erst dann als "Werke" wahr, wenn wir sie wenigstens probeweise im Horizont anderer Möglichkeiten sehen, um dann zugeben zu müssen, dass sie ihre Faszination nicht zuletzt ihrer Alternativlosigkeit verdanken, die sich im Akt der Auswahl der Kunstproduktion prozessual realisiert, wenn sich jede einzelne Operation einer Auswahl aus anderen Möglichkeiten verdankt, so dass für Künstler und Publikum jedes einzelne Werk gleichsam erst im Kontrast zu einer Vielzahl potentieller, nichtrealisierter Werke überzeugt? 
 

Gerhard Plumpe,  Dr. phil. Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Hauptarbeitsgebiete: Ästhetik- und Mediengeschichte; Literaturtheorie; Literatur des 19. Jahrhunderts.
Wichtigste Buchpublikationen: Der tote Blick. Zum Diskurs der Photographie in der Zeit des Realismus. 1990; Ästhetische Kommunikation der Moderne. 2 Bde. 1993; Beobachtungen der Literatur. 1995; Epochen moderner Literatur. 1995; Realismus und Gründerzeit. 1997; Romantik und Ästhetizismus. 1999.
 
 
Urs Jaeggi
WIE ÜBER KUNST SPRECHEN?

III. Veranstaltung der Reihe Personen Projekte Perspektiven 
am 22.Oktober.1999 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Wie über Kunst sprechen

Die Kunst, wird gesagt, ist gegenwärtig eine unkalkulierbare Verausgabung im Widerstreit mit einem vom Kalkül beherrschten Dasein.

Als Genussmittel überflüssig, in den Händen und Köpfen von viel zu vielen verkommen, taucht sie handkehrum als etwas Hochkomplexes auf, das alle Möglichkeiten der Erkenntnis öffnet.

                                                                                                       Urs Jaeggi
 

Urs Jaeggi
Schrifsteller, Maler, Bildhauer, von 1965 – 1993 Professor für Soziologie in Bern, Bochum, New York, Berlin.
Veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays, für die er den Bremer Literaturpreis und den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt.
Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
 
 
BILD WORT    WORT BILD
GEDICHTE VON ANDREAS WEILAND
COLLAGEN/MONTAGEN VON DORIS SCHÖTTLER-BOLL

II. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am 25.9.1999 um 20 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Bild Wort  Wort Bild

Die poetischen Texte von Andreas Weiland sind nicht denkbar ohne die Rezeption moderner amerikanischer Lyrik – von Carl Sandburg über Ezra  Pound bis zu William Carlos Williams, dessen Sprachrhythmus und dessen Aufmerksamkeit für die Dinge des Alltags  ihm – vor nunmehr über 30 Jahren – sehr deutlich wurde und dem er – nächst Olson – sein Verständnis der Bedeutung der Zeile und des Atems schuldet. 
Aber sie sind auch nicht denkbar ohne die Auswirkungen, die der Film ohne Zweifel auf die Entwicklung der dichterischen Produktionsmittel hatte. Harte Schnitte, Montage, Überblendungen werden bei ihm sprachliche Mittel, denen die Texte oft in entschiedener Weise ihren spezifischen Rhythmus verdanken und die zugleich die Sehweise, die Welterfahrung, die dichterische Reflexion strukturieren. 
Andreas Weiland hat immer wieder auch in Gedichten sein Sehen von Werken zeitgenössischer Künstler (Werefkin, Doris Schöttler-Boll, Nan Hoover, Angelo Evelyn, Tony Morgan...) echogleich in Worte umgesetzt. 

Die Lesung von Andreas Weiland – die II. Veranstaltung in der von Doris Schöttler-Boll initiierten Veranstaltungsreihe „Das eine tun, das andere nicht lassen“ – findet im Rahmen der offenen Ateliertage statt (kunstspur essen 25./26. September – 14 bis 20 Uhr). 

Zugleich stellt Doris Schöttler-Boll Arbeiten in ihrem Atelier aus. 
 
 
 
  Inge Morgenroth
AZUR IN NUCE
  UNICA ZÜRN
         zu ehren

I. Veranstaltung der Reihe  Personen  Projekte  Perspektiven 
am 9.9.1999 um 19 Uhr
Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6, Essen-Steele 
 

Azur in nuce / Unica Zürn

Für die Schriftstellerin, Dichterin und Künstlerin Unica Zürn (am 6. Juli 1916 in Berlin-Grunewald geboren – am 19.Oktober 1970 Selbstmord durch einen Sturz vom Balkon der Wohnung in der rue de la Plaine, Paris) war die 9 die vollkommene Zahl, die Zahl des Lebens. So begründet sich auch das Datum für diesen Veranstaltungsabend. 

Eine Lesung mit Texten Unica Zürns und die Komposition Azur in Nuce von Inge Morgenroth – deren Titel ein Anagramm darstellt, in dem der Name Unica Zürn verborgen ist – bilden den Mittelpunkt des Abends. 

Im Umfeld des Surrealismus produziert Unica Zürn – mit einem ausgeprägten Interesse für ästhetische Konstruktion – Texte/Bilder, in denen das Bedürfnis nach starken, mit Lebensintensität besetzten Vorstellungen spürbar wird. 

Zur Sprache kommen wird auch das Leben der Unica Zürn, für die der familiale Rahmen zu klein blieb, und der Raum jenseits davon auch noch nicht die Größe besaß, die ihrem Wesen vielleicht entsprochen hätte. 
Wie gestaltete sich das Wechselspiel ihrer künstlerischen Praxis mit der des Künstlers Hans Bellmer, das Zusammenleben mit ihm, wie die Wahlverwandtschaft mit dem Schriftsteller Henri Michaux?

Darüber hinaus möchten wir Unica Zürn ehren, indem wir den Blick auch nach vorn richten und über unsere konkreten Projekte sprechen...
 

Inge Morgenroth, Literaturwissenschaftlerin und Komponistin aus Berlin, ist gewiß Wegbereiterin für die Rezeption der Werke Unica Zürns. Sie war Herausgeberin von Texten Unica Zürns im Lilith Verlag, Berlin 1981, und Anregerin für die Unica Zürn-Gesamtausgabe im Verlag Brinkmann & Bose, Berlin. 1998 konzipierte und realisierte sie in Zusammenarbeit mit Brinkmann & Bose und der NGfBK Berlin die große Unica Zürn-Retrospektive (in: Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin; Museum Bochum; Gerhard Marcks-Haus, Bremen). 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 Doris Schöttler-Boll  Atelierhaus – Alte Schule – Äbtissinsteig 6  45276 Essen-Steele Tel.+Fax 0201/515592 
Wir danken dem Kulturbüro und der Sparkasse Essen
für die freundliche Unterstützung dieser Veranstaltungsreihe

12.-20. Veranstaltung
 
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