Ästhetik als Sprachspiel und Ironie:
Der amerikanische Pragmatismus Richard Rortys

Vortrag von Thomas Hecken


Zu der XXXV. Veranstaltung der Reihe
Personen Projekte Perspektiven
Freitag, den 22.April 2005 um 20Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein


Atelierhaus
Alte Schule
Äbtissinsteig 6
Essen-Steele

 


Thomas Hecken

Ästhetik als Sprachspiel und Ironie:
Der amerikanische Pragmatismus Richard Rortys

Der Vortrag soll ein Panorama einer bis heute in Deutschland unter-schätzten, sehr
vielseitigen und facettenreichen Tradition amerikanischen ästhe-tischen Denkens bieten -
ein Denken, das ohne starre Trennungen zwischen Kunst und Alltag, Wissenschaft und
Literatur sowie Geist und Sinnlichkeit auskommen möchte.

In der Tradition von William James und John Dewey geht es dem zeitgenössischen Philosophen Richard Rorty ebenfalls darum, solche Unterschiede einzuebnen. In einer der
letzten Volten abendländischen Denkens möchte er die Trennung der ästhetischen von
anderen, "objektiven" Urteilen aufheben, nicht mit der Folge, daß die Ästhetik in den Rang
einer Wissenschaft erhoben, sondern die Wissenschaft zu einer Art Ästhetik umgearbeitet
wird. Darum begnügt er sich mit dem Satz "truth is what works" ("Wahr ist, was funktioniert"), darum verabschiedet er sich von einem wie auch immer radikalen Empirismus
und geht statt dessen von stetigen "Neubeschreibungen" der Welt aus, von denen allgemein
zu sagen ist, daß sie keine Gegenstandsrepräsentationen liefern, sondern immer neue - ‚künstlerische', künstliche - Sprachspiele.

Gemäß der pragmatistischen Ablehnung einer Gegenüberstellung von Realität
und Erscheinung gelten auch Vokabulare (Weltanschauungen, ungewohnte Metaphern)
konsequent als mehr oder minder nützliche Werkzeuge zur Bewältigung (nicht Klärung) anstehender Fragen. An die Stelle der alten Werkzeuge treten ganz neue. "Wenn man ein
solches Vokabular erfindet, ist das so, wie wenn man Brecheisen und Bremskeil beiseite legt,
weil einem ein Flaschenzug vorschwebt."

Die Funktion der "Literatur" wie der "Kritik" , der revolutionären Wissenschaft
wie der Metapher besteht deshalb für Rorty in der beständigen Weiterführung von "Neubeschreibungen"; auf eine Neubeschreibung muß immer eine andere folgen. Das liegt ganz auf der Linie seiner antiessentialistischen Konzeption, nach der Vokabulare einander nicht ablösen, weil eines das andere in punkto Wirklichkeitserkenntnis überträfe, sondern eines eine brauchbare, attraktive Alternative zum anderen bietet. "Weil es über Vokabulare hinaus nichts gibt, was als Entscheidungskriterium zwischen ihnen dient, ist Kritik eine Sache der Betrachtung dieses Bildes und jenes Bildes, nicht eine Sache des Vergleichs beider Bilder mit einem Original. Nichts kann als Kritik einer Person dienen, nur eine andere Person, nichts als Kritik einer Kultur außer einer alternativen - denn Personen und Kulturen sind verkörperte Vokabulare."
Um Rorty einmal Rechnung zu tragen, soll es im Vortrag deshalb genau darum gehen, Rortys "Vokabular" vorzustellen, es auf seine Attraktivität hin zu überprüfen und zu überlegen, welche Kultur es verkörpert.


Thomas Hecken, Dr. phil., geb. 1964, Privatdozent für Deutsche Philologie an der Ruhr-Universität Bochum. Veröffentlichungen: "Gestalten des Eros. Die schöne Literatur
und der sexuelle Akt", Opladen 1997; "Der Reiz des Trivialen. Künstler, Intellektuelle
und die Popkultur", Opladen 1997 (Hrsg.); "Nutzen und Klarheit.Anglo-amerikanische Ästhetik im 20. Jahrhundert", Paderborn 2002 (als Hrsg. zusammen mit Axel Spree).


Doris Schöttler-Boll Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6 45276 Essen-Steele
Tel.+ Fax 0201/ 515592 E-Mail Doris.Schoettler-Boll@freenet.de
KUNSTRAUM -ALTE SCHULE- e.V.
Wir danken dem Kulturbüro der Stadt Essen und den Freunden des Atelierhauses
Für die freundliche Unterstützung dieser Veranstaltungsreihe