Filmvorführung
im Atelierhaus – Alte Schule
–
Sonntag , den 22.Februar 2009
um 18 Uhr
LOST HIGHWAY
USA 1997
Regie:
David Lynch
Drehbuch:
Barry Gifford, David Lynch
Produzenten: Deepak Nayar, Tom Sternberg, Mary Sweeney
Kamera:
Paul Hughen
Musik:
Barry Adamson, Angelo Badalamenti, David Bowie, Billy Corgan, David
Lynch, Marilyn Manson, Lou Reed, Trent Reznor, Rammstein
Darsteller: Bill Pullman (Fred Madison), Patricia Arquette (Renee
Madison/Alice Wakefield), Balthazar Getty (Pete Dayton), Robert Blake
(Mystery Man), Natasha Gregson Wagner (Sheila), Richard Pryor (Arnie),Lucy
Butler (Candace Dayton), Michael Massee (Andy), Jack Nance (Phil), Henry
Rollins (Guard Henry), Gary Busey (Bill Dayton), Robert Loggia (Mr.
Eddy/Dick Laurent), Marilyn Manson (Porno Star #1) u.v.a.
Länge: 128
min.
Da es zum Film "Lost Highway"
in der Reihe Personen Projekte Perspektiven
am Freitag, den 27.Februar 2009
um 20 Uhr einen Vortrag von Michael Thamm geben wird, diesen Termin
bitte schon vormerken.
Atelierhaus für Kunst-Medien-Kommunikation
Alte Schule Äbtissinsteig 6, 45276
Essen-Steele
Tel.+Fax 0201/ 515592,
E-Mail : kontakt@atelierhaus-essen.de
www.Atelierhaus-Essen.de
Rezension
Lernt
die verfluchten Regeln
Nach „Eraserhead“, David Lynchs erstem Film, tauchte plötzlich ein seltsames
Gerücht auf, das den traumatischen Effekt des Films erklären sollte
– es würde da einen Ton von extrem tiefer Frequenz auf dem Soundtrack
geben, der unbewusst die Zuschauer beeinflusste, ein Ton, der nicht
zu hören sei, aber beim Zuschauer für Unbehagen, für Unwohlsein gar
sorgen würde. Und wirklich, zielt Lynchs gesamtes Werk nicht darauf
ab, den Zuschauer „unhörbare Geräusche“ hören zu lassen, ihn so mit
dem komischen Horror seiner innersten Phantasien zu konfrontieren?
Lynchs Filme, lautet ein beliebter Standardsatz der Kritiker, inszenierten
ein albtraumhaftes Delirium, das keine Logik oder Regeln kennt, also
sollten wir auf Interpretation verzichten und uns dem Bombardement der
verschiedenen Schockszenen aussetzen. In „Lost Highway“ ermordet Fred
seine Frau Renée, weil er sie sexuell nicht befriedigen kann. Er erleidet
darauf einen Nervenzusammenbruch und versucht, sich ein alternatives
besseres Leben in seiner Imagination auszumalen – er erschafft sich
neu als Pete, ein junger männlicher Bursche, der Alice trifft, die ihn
haben will. Auch diese Phantasie aber bricht in sich zusammen, endet
in einem Nachtmahr . . . Die Logik ist die von Freuds Traum „Vater,
siehst du nicht dass ich verbrenne?“ – der Träumer erwacht, wenn der
Schrecken des Traums unerträglicher wird als die Realität, flüchtet
sich in die Wirklichkeit, um dem Realen des Traums zu entkommen.
In einer irrwitzigen Szene nimmt Eddy, eine obszöne Vaterfigur, Pete
zu einer Spritzfahrt in seinem noblen Mercedes mit. Ein normaler Wagen
schneidet sie beim Überholen, Eddy drängt ihn von der Straße, erteilt
dem angstschlotternden Fahrer eine Lektion, mit einer Waffe in der Hand,
damit er die „verdammten Regeln“ lernt. Eine schockierend komische Szene,
man muss diesen Eddy absolut ernst nehmen – das ist einer, der verzweifelt
versucht, ein Minimum an Ordnung zu erhalten, ein paar „fucking rules“
in dies ansonsten verrückte Universum einzubringen. Typen wie Eddy,
Frank (in „Blue Velvet“), Bobby Peru (in „Wild at Heart“) sind Figuren
einer exzessiven, überschwänglichen Lebensbejahung und -freude – sie
sind irgendwie böse, „jenseits von gut und böse“. Zugleich sind sie
die Hüter der fundamentalen Achtung vor dem Gesetz. Das ist es, was
„Lost Highway“ zu einem Meisterwerk macht – er liefert zwei wesentliche
Aspekte unserer modernen Gesellschaft, die toten Punkte der sexuellen
Beziehungen und die lächerlichen Windungen der Autoritätsfiguren.
Slavoj Zizek im Klappentext der DVD- Edition der Süddeutschen
Zeitung 2005
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