In der Zeit vom 18. 6. 2011 bis zum 3. 7. 2011 zeige ich im Atelierhaus Alte Schule - in der Veranstaltungsreihe Potentiale - eine Installation, die ich BLAUTOPFLAU nenne. Es ist meine Auseinandersetzung mit der Märchenfigur „Lau“ im „Blautopf  in Blaubeuren“.


Diese Rauminstallation ist der 6. Teil eines Zyklus, der individuelle Erinnerungen an Märchen mit den überlieferten Texten vergleicht. Er setzt die  archaischen  Anmutungen der Überlieferungen mit den eigenen Lebensabschnitten in Verbindung . Die ersten fünf Teile des Zyklus entstanden in den 90er Jahren: Fünf Märchen, fünf Objekte, Reflexion von fünf Lebensjahrzehnten  und ein eigenes Lebensmärchen entstanden. Ich formte - aus „authentischen“, d.h. selbst getragenen Stoffen und eigen genutzten Gegenständen - Wandobjekte, die sich jeweils auf ein Märchen beziehen und einem Lebensjahrzehnt von mir zugeordnet werden können. Daraus entwickeln sich neue und individuelle Interpretationen , die zu einem ganz persönlichen Umgang mit Märchen ermutigen.

Das 6. Lebensmärchen, das von mir jetzt fokussiert wird, bleibt nicht mehr im Objekthaften, sondern entwickelt sich zu einer Installation, die sich auf den ersten Blick auf drei  Phasen des Lebens der Märchenfigur „Lau“ bezieht. Dieses Kunstmärchen von Möricke , nach einer Sage geformt, illustrierte damals der Künstler Moritz von Schwind. Ich übersetzte diese Zeichnungen in das künstlerische Medium, mit dem sie seit langem arbeite: in Stoff, in Garn, in genähte Bilder und  deren Bezug zum Umfeld.

Lebensgroße Figuren teilen den Raum, adaptieren die Schwindbilder. Der durchscheinende Stoff vertritt das Flüchtige der Wasserfrau, die Nähte setzen abgrenzende Schattenlinien und Stopfungen erden das Wasserwesen, dessen Schicksal  sehr den Lebensschwierigkeiten von Menschen gleicht. Alle drei Stoffbahnen steigen aus Farbbottichen auf, aus einem Blau- einem Rot- und einem Gelbtopf. Das Gewebe saugt sich voll mit den Farben, nimmt sie in sich auf und transportiert die Farbpigmente vertikal in das Tuch.

 

Dieser Vorgang ist ein Prozess auf Zeit, zu dem Zeitpunkt dieser Ausstellung  noch zaghaft, noch gebremst durch die Webart und die Appretur im Stoff.

Das ist das eigentliche Experiment dieser Installation: Wie verhält sich auf der ersten Wahrnehmungsebene die  Farbe zum Stoff? Im übertragenden Sinne ist es die Frage: Wie verhält sich das  Wasser des Sees zu der Nixe – oder die Nixe zum Wasser; und  bezogen auf Menschenleben: wie verhalten sich Märchen zu den Biographien der einzelnen Menschen – oder umgekehrt.

 

Edelgard Stryzewski-Dullien

 

 

Bis zum 1. Juli werden  in einem zweiten Raum die fünf Objekte aus dem ersten Teil des Zyklus ausgestellt.

 

Am 19.6.2011 um 16.00 Uhr lesen Elke Geier und Edelgard Stryzweski-Dullien aus dem Märchen von Möricke. Gesine Meitner begleitet die Lesung mit der Musik.

 
Sonntag, den 3. Juli um 16 Uhr
eine weitere Lesung !



 

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